Überraschungsangriff der Armeetrolle

Da bin ich wieder… zurück aus dem Zug, hier in Irkutsk! Und ich sag euch eines: Die Soldaten von Napoleon waren nix gegen mich! Im Gegensatz zu den kriegswütigen Franzosen habe ich die russische Armee nämlich überlebt!

Aber dazu später mehr.
Erst einmal erzähl ich euch ein bisschen was vom Zugfahren selbst. Es war zwar anfangs etwas schwierig für mich, in den Zug hineinzukommen…

… aber nach dem ersten Wodka zur Abfahrt, den ich mit Trollmama und unserer Mitbewohnerin Victoria aus England getrunken habe, liefs.

Alles weitere war dann eigentlich recht komfortabel, zumindest für mich und meine Größe.

Das ist eine der typischen Teetassen, die man in der Transsib bekommt. Sitzen kann man da auch gut drauf. Mit Tee drin machts sogar nen warmen Hintern.

Das ist eine der typischen Teetassen, die man in der Transsib bekommt. Sitzen kann man da auch gut drauf. Mit Tee drin machts sogar nen warmen Hintern.

Es gab diverse Schlafplätze…

…verschiedenste Gelegenheiten, an Essen und Trinken zu kommen…

Salat von der „Grumpy Cat Lady“ im Speisewagen. Ich hab mein Möglichstes getan und Trollmama auch, aber wir konnten ihr kein Lächeln entlocken.

Die hab ich einer Frau auf dem Bahnsteig für ein paar Rubel abgekauft. Noch warm und echt lecker!

Die hab ich einer Frau auf dem Bahnsteig für ein paar Rubel abgekauft. Noch warm und echt lecker!

Ich habe verschiedene Freunde gefunden…

Das war leider nur eine kurze Bekanntschaft. Die Trollmama wollte keinen von denen mitnehmen.

… und meine Lieblingsfreundin war die Prawadnitza (so nennt sich hier die Schaffnerin, die für einen Wagon zuständig ist), die hat immer gelacht und sich gefreut, wenn sie mich und die Trollmama gesehen hat.

Und ich konnte einfach stundenlang aus dem Fenster gucken und, wenn der Zug mal stehengeblieben ist, an Bahnhöfen rumlungern.

Na, wer erkennts? Was ist es für ne Stadt?

Na, wer erkennts? Was ist es für ne Stadt?

Hach, es hätte alles so idyllisch sein können. Das war es auch bis zum zweiten Tag der Reise. Ich bin mit Trollmama und Victoria in unserem Viererabteil herumgehangen und wir haben uns mit all den schönen Dingen beschäftigt, die ihr auf den Bildern da oben gesehen habt. Nur dass Trollmama und Victoria auch ständig Bücher gelesen haben, sowas mache ich natürlich nicht.

Aber dann… am Abend des zweiten Tages, Trollmama und Victoria waren schon im Bett, klopfte es an die verschlossene Abteiltür und herein kamen… zwei russische Soldaten auf ihrem Weg von der Soldatenschule in Jekaterinburg heim nach Irkutsk (sie sollten uns also die ganze Fahrt erhalten bleiben). Die waren ganz furchtbar nett und haben uns sofort Geschenke gemacht, die ich mir gleich auf meine Laptophülle geklebt hab, so gut haben sie mir gefallen. Die zeig ich euch ein anderes Mal.

Außerdem haben sie mich von Anfang an liebevoll Antoschka genannt und gleich versucht, mit dem Verteilen von geistreichen Getränken eine Beziehung zu uns drei aufzubauen (ich hab euch ja schon erklärt, wie das funktioniert). Victoria hat dann schließlich ein kleines bisschen von den selbstgemachten geistreichen Getränken zu sich genommen, die Trollmama dann auch irgendwann ein winziges kleines bisschen. Aber danach haben sich beide geweigert, weiter von der geistreichen Sache zu trinken. Ich glaube sie wollten nicht blind werden oder so etwas ähnliches. Blind… pfuibäh, das wusste ich ja gar nicht! Ich hab dann auch ganz schnell aufgehört, mit den Soldaten zu trinken. Nach einer kurzen Blindheit am nächsten Morgen hab ich glücklicherweise meine Augen aufgemacht und kann bis heute wieder wunderbar gucken.

Ja… aber die Augen hätte ich vielleicht besser zugelassen, weil am nächsten Morgen ging die Party in unserer Kabine erst richtig los. Die Trollmama saß eine Viertelstunde nach Aufwachen, noch im Schlafanzug, in der Ecke ihres Bettes, auf dem in der Zwischenzeit drei Soldaten (zwei davon gehörten überhaupt gar nicht in unsere Kabine) Platz genommen hatten und sich wieder an dem geistreichen Gesöff ergötzten. Ich glaube, sie sehen alle immer noch. Manche allerdings ein bisschen schief, wie mir scheint.

Der ganze Spaß ging auch die verbleibenden zwei Tage so weiter, trinkende Soldaten in unserer Wohnung wurden zu sehr betrunkenen Soldaten in unserer Wohnung (Einen hat die Trollmama aber mal rausgeschmissen, weil er zu betrunken geworden ist. Ich glaube sie hatte Angst, dass der echt blind wird. Er hat sich dann am nächsten Tag auch anständig entschuldigt.). Und es hat gerochen wie in einer echten Trollhöhle. Wegen den geistreichen Ausdünstungen und auch weil es draußen 30 Grad hatte und die Herren Soldaten – wie wir Trolle – die ganze Zeit durchgehend ihre Lieblingsklamotten anhatten. Ein bisschen wohlgefühlt hab ich mich da ja schon. Trollmama und Victoria nicht so sehr, die haben dann viel Zeit im Speisewagen verbracht und immer in den Soldatenpausen die Fenster aufgemacht und so Duftzeugs rumgesprüht. Aber ich würde sagen, die Trinktrolle haben sich am Ende geruchlich durchgesetzt.

Man muss aber auch sagen, dass die russischen Armeetrolle (ich bin mir immer sicherer, dass es Trolle gewesen sein müssen), wenn man sie einzeln antraf, auch sehr aufmerksam zur Trollmama und der Victoria waren. Die haben ihnen nämlich ständig Geschenke gemacht, Eis gekauft und auch Bier und die Trollmama hat sogar ein Glitzerfischnotizbuch geschenkt bekommen. Und die Armeetrolle haben der Trollmama auch Russischunterricht gegeben und die Trollmama ihnen Englischunterricht und kurz haben sie auch über den Herrn Putin geredet (das muss so eine Art Obertroll hier sein), aber über den konnten sie sich nicht so richtig einigen. Und wenn die Trollmama am Baikalsee von jemandem Probleme gemacht kriegt, dann darf sie den einen Armeetroll anrufen, dann kommt der vorbei und hilft ihr, hat er gesagt.

Also kurz gesagt: Die Trollmama und ich haben die Armeetrolle tapfer überlebt! Besser als der Herr Napoleon und seine Herren Franzosen! Und wenn wir sie nicht getroffen hätten, hätte ich hier vielleicht auch gar nicht so viel Spannendes zu erzählen gehabt.

Anton

4 Kommentare

  1. Lena · August 21, 2015

    Hihi. Die Schaffnerin sieht ja eher so aus wie die leibliche Trollmama. Dagegen wirkt die blonde Trollmama wie die nette Adoptivmutti 😉

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    • Reisetroll · August 23, 2015

      Haha, das hab ich mir auch gedacht! Vielleicht war sie deshalb immer so freundlich zu uns… Muttergefühle.

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  2. Rosi · August 22, 2015

    Ein Glück, dass niemand blind geworden ist!

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  3. Andreas · August 24, 2015

    Bin schon gespannt auf Deine Erlebnisse in Ulan Bator… Alles Gute und viele Grüße aus München,
    Andreas

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